Turnierbericht

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Paul Manzke – das war dein Turnier

Ende des 20. Jahrhunderts begann man in Deutschland, nach unzähligen Epochen, die Ausgrenzung behinderter Menschen aus dem täglichen Leben zu beseitigen. Auch wenn gegenwärtig seitens der  Gesellschaft sehr viel getan wird, behinderte Menschen in den Alltag zu integrieren, ist dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Vor genau 20 Jahren wurde der Satz: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ ins Grundgesetz aufgenommen.

Seither ist in unserem Land diesbezüglich auch sehr viel geschehen. Angefangen von der Schaffung eines Bundesbeauftragten für Behinderte, des behinderten gerechten Umbaus öffentlicher Verkehrsmittel, der Unterstützung öffentlicher Veranstaltungen wie z. B. jüngst des Konzertes mit den behinderten Rappern Graf Fildi, Boga One und Benson Zwo im Kleisthaus in Berlin Mitte. Man könnte die Aufzählung noch unzählig fortsetzen. Die Situation behinderter Menschen hat sich in den vergangenen Jahren unstrittig verbessert. Unstrittig ist aber auch, dass behinderte Menschen doch oft noch unter sich sind und die wirkliche tagtägliche Integration in der Gesellschaft vielfach noch mangelhaft ist.

Oftmals werden Aktivitäten für Behinderte leider nur als Feigenblatt für eigene politische Aktivitäten genutzt. Es geht aber auch anders und das hat mir unsere gestrige Veranstaltung, das Finale der MSM Master Serie 2014, gezeigt:

Seit Jahren ist Paul Manzke Teilnehmer unserer wichtigsten Turniere. Ob als Teilnehmer an einer von Meisterschaften vor allem als Teilnehmer an allen bisher in Leipzig stattgefundenen Deutschen Bracelet Meisterschaft oder als Teilnehmer unserer Serienfinales bzw. als Teilnehmer einer Vielzahl von Sonderturnieren. Paule ist, soweit es sein Gesundheitszustand erlaubt, fast immer dabei, und das als gleichwertiger Spielpartner. Auffällig ist nur, dass unser Paule in einem hochtechnisierten Rollstuhl mit Atemmaske sitzt und mit Hilfe eines Betreuers die Kartenaufnahme und deren Weiterreichung durch diesen erfolgt.

Die Spielhandlung jedoch erfolgt einzig und allein nach den Anweisungen von Paul. Der Grund dafür ist ein seit Geburt an existierender Muskelschwund, welche den heute 28 Jährigen seit 18 Jahren an den Rollstuhl fesselt. Eines der wenigen Hobbys, mit welchen sich Paule beschäftigen kann, ist unser Pokerspiel und das betreibt er in guter Qualität und wie das gestrige Turnier wieder einmal gezeigt hat, auch erfolgreich. Er wurde im Finale der Kings Master Serie Dritter. Toll! Ich bin überzeugt, dass ihm dieser Erfolg, von allen noch anwesenden Teilnehmern, von Herzen gegönnt wurde. Das besondere an diesem Erfolg ist, dass Paul als gleichwertiger Partner unter den Pokerspielern betrachtet und behandelt wird. Das ist für mich das Besondere, auch wenn es unter denkenden Menschen das Normalste sein müsste.

Lars Holotiuk, der Macher des Fair Play im Falstaff wird mir verzeihen, wenn ich seinen ersten Platz erst am Ende dieses Beitrags hervorhebe, ebenso die Erwähnung des zweiten Platzes von Hector Tejada unserem ständig fröhlichen Dominikaner, aber die Leistung von Paule veranlasste mich dessen Erfolg einmal hervorzuheben.

Darüber hinaus sollten zwei besondere Leistungen noch erwähnt werden:

1. Das „Cadi Poker Team“ aus Meerane reiste mit 4 Spielern an, 3 davon (Bernd Ulusoy, Sascha Schneiderheinze und Rene Häusler) erreichten den Final Table und damit auch 3 Tickets für das Finale der Kings Master Serie der Poker Bundesliga am 19. Juli in Düsseldorf. Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!

2. Franziska Kowski und Tobias Tropschuh, das Traumpaar des Leipziger Südens, können auf Grund ihrer Platzierung ebenfalls gemeinsam die Reise nach Düsseldorf antreten. Auch hierzu unser herzlicher Glückwunsch!

Klaus Dietze